Einleitung

Wer sich mit diesem Themenbereich ein wenig näher und intensiver befaßt hat, wird vielleicht wie ich zu der verblüffenden Erkenntnis gelangt sein, daß die Destruktivität des Menschen nicht grundsätzlich in seiner biologischen bzw. genetischen Struktur verankert ist, sondern im Laufe seiner Entwicklung immer wieder aufs Neue erworben wird. Für die menschliche Neigung zu Zerstörung, Gewalt, blinder Wut und Haß auf Fremdes bzw. Angst vor Fremdem sind dabei alle ihn prägenden Faktoren ausschlaggebend. Der wichtigste und stärkste dieser Faktoren ist und bleibt jedoch der Mensch selbst, der seine Nachkommen seit Jahrtausenden auf eine Weise abrichtet, die zwangsläufig Destruktivität und Wut zur Folge haben muß. Wäre es anders, wäre der Mensch genetisch zu Gewalt und Aggression bestimmt, hätte er sich ganz sicher schon längst selbst ausgerottet. Doch zahlreiche Studien und Laborversuche belegen, daß im Grunde allen Menschen eine starke Sehnsucht nach Frieden und Harmonie innewohnt.

Es gibt ein unumstößliches Gesetz der Gefühle und Sehnsüchte: alle zarten Gefühle und Sehnsüchte, die immer wieder enttäuscht werden, weil sie ständig auf unüberwindbare Mauern stoßen und daher nicht zur Entfaltung gelangen können, versuchen diese Widerstände durch Verstärkung ihres Impulses zu überwinden. So wird aus Liebe irgendwann Haß, Widerwillen, Abscheu und Verachtung. Selbstverständlich ist das lediglich ein Bild, das veranschaulichen soll, daß auch den schlimmsten Regungen einst Bedürfnisse nach Frieden und harmonischen Beziehungen zugrunde lagen.

Die herrschenden Umstände einer gegebenen Gesellschaft sind ebenso als Folgen der Mentalität ihrer Mitglieder einzustufen wie auch die Struktur einer Gesellschaft ihre Mitglieder beeinflußt. Mancher mag jetzt einwenden, daß doch die Menschen in eine gegebene Gesellschaft hineingeboren werden und gar nicht anders können, als so zu werden, wie die Gesellschaft es erwartet. Das ist richtig, doch beeinflußt die Gesellschaft ihren Nachwuchs mittels ihrer "Agenten" – die erziehenden und ihre Kinder prägenden Eltern oder andere Erzieher – nachhaltig. In letzter Konsequenz sind es immer Menschen, die andere manipulieren, die ihnen das Gehirn waschen zu einem Zeitpunkt ihrer Entwicklung, in der sie absolut keine Chance haben, sich dagegen zur Wehr zu setzen und nicht irgend eine abstrakte Vorstellung wie die der menschlichen Gesellschaften.

Erziehung findet zwischen Eltern und Kindern quasi immer statt, solange die Kinder sich noch in einem Alter befinden, in welchem sie fast ausschließlich durch Nachahmung der Eltern lernen. Erziehung findet häufig sogar ohne relevante Beteiligung des elterlichen Bewußtseins statt – oder besser ausgedrückt: Eltern handeln gegenüber ihren Kindern oft nicht aktiv im Sinne der bestmöglichen Entwicklung der Kinder, sondern im Sinne ihrer Vorstellungen vom eigenen Selbst. Die tatsächliche Manipulation entsteht vor allem durch die meist unbewußt empfundene Bedrohung dieser (meist falschen) Vorstellungen vom eigenen Selbst durch die Kinder. Eltern können es sich daher zumeist nicht leisten, sich durch ihre Kinder auf Selbsttäuschungen hinweisen zu lassen: zu schmerzhaft wäre das Gefühl der Erniedrigung und Scham – dieselbe Verachtung, mit der sie einst von den eigenen Eltern bedacht wurden. Sie erlauben es daher ihren Kindern bei Strafe nicht, ihre Eltern so zu sehen, wie sie wirklich sind, mit all ihren Fehlern und Schwächen. Eltern wollen von ihren Kindern geliebt werden, und zwar als Ersatz für die unzureichende Liebe ihrer eigenen Eltern. Aus diesem Grund sorgen sie – wiederum meist unbewußt – dafür, daß die Kinder sich nicht mehr trauen, die Eltern so zu sehen, wie sie wirklich sind. Sie verstümmeln damit einerseits die Wahrnehmung der Kinder und zweitens verhindern sie die Entwicklung eines gesunden Selbstbewußtseins, weil sich auf der verstümmelten Wahrnehmung kein Vertrauen in die eigene Wahrnehmung aufbauen läßt.

Auch später als Erwachsene trauen die ehemaligen Kinder ihrer Wahrnehmung nur eingeschränkt und sind daher, um ein Gefühl der Sicherheit zu erlangen, auf Deutungen und Auslegungen von "Fachleuten" angewiesen. Erst dadurch, daß das Vertrauen in die eigene Wahrnehmung, wozu auch die Gefühlswahrnehmung gehört, nachhaltig untergraben wird, kommt die moderne Massenmanipulation zur ihrer vollen Entfaltung und verdummenden Wirkung.

Was aber hat die frühkindliche Verstümmelung damit zu tun, daß Meschen sich immer wieder gegen ihre innersten Bedürfnisse nach Frieden und Harmonie entscheiden? Man mag hier einwenden, daß Menschen, die wie beschrieben in ihrer Kindheit manipuliert wurden, keine freien Entscheidungen mehr treffen könnten. Das ist auch teilweise richtig, doch sollte man das etwas genauer betrachten. In Wirklichkeit könnten die meisten Menschen sich schon von Fall zu Fall für humane Vorgehens- und Verhaltensweisen entscheiden; doch nicht nur die Angst vor den gesellschaftlichen Konsequenzen hält sie davor zurück – Konsequenzen, die sich aus der erschreckenden Tatsache ergeben, daß noch immer, vor allem in der Männerwelt, alles Zarte und Sanfte mit dem Makel der Schwäche und/oder mit dem angeblichen Makel der Verweiblichung behaftet ist. Um nämlich die sanfte, weibliche Seite seines Selbst unterdrücken zu können, muß der Mensch sie erst einmal schlecht machen (lassen), was tatsächlich geschieht, wenn Mama z.B. sagt, daß ein "richtiger Junge" nicht heult oder daß ein "großes Mädchen" nicht jammert. Die zweite Kraft, die uns daran hindert, unsere unterdrückten Selbstanteile zu integrieren, ist das Gemisch aus Scham, Wut, erzwungener Demut und Angst, die untrennbar mit diesen unterdrückten Anteilen des eigenen Selbst verbunden sind. Niemand möchte solche Gefühle erleben müssen, daher bleiben die Bereiche unseres Selbst, denen wir feindlich gegenüberstehen, zumeist vom Bewußtsein unbeleuchtet.

Man hat den Menschen also eine Art chronischer Orientierungs- und Hilflosigkeit anerzogen, die es den "Mächtigen" dieser Welt leicht macht, die so reduzierten Menschen zu lenken und zu ihren Zwecken beliebig zu manipulieren. Das hat Folgen, schlimme Folgen, wie man noch sehen wird. Die in der Literaturliste unter dem Thema Manipulation aufgelisteten Werke geben einen guten Überblick über moderne Manipulationstechniken.