8. Februar 2008
Ihr persönlicher Sklave
Wie man schon heute seinen persönlichen Sklaven erhält (Achtung: Satire)

Wird es Ihnen, ehrenwerter Gutverdiener, nicht auch häufig zu viel, am Ende eines langen Arbeitstages zu Hause alles selbst machen zu müssen? Ist nicht auch Ihre Arbeitskraft viel zu wertvoll, um die zur Enstpannung absolut notwendige Mittagspause mit der Hast nach einem guten Happen zu verderben. Was Sie benötigen, ist ein kleines Helferlein, einen nimmermüden Sklaven, der einzig um Ihr Wohl besorgt ist.

Die nun folgende innovative und hochmoderne Idee wurde bereits patentrechtlich von uns abgesichert. Wer sich diesen unvergleichlichen Wettbewerbsvorteil sichern möchte, kann jederzeit Lizenzen bei der zuständigen Sklavenagentur erwerben.

Wie die Bundessklavenagentur inzwischen bestätigten konnte, steht einer Verwirklichung des Projekts IHR PERSÖNLICHER SKLAVE ab heute nichts mehr im Wege. Derzeit sind noch verschiedene Untersuchungen und Entwicklungen im Gange, um den Ihrem Charakter entsprechenden Sklavencharakter ausfindig zu machen und um bei Bedarf mittels üblicher Manipulationstechniken eine entsprechende Anpassung an Ihre ganz speziellen Bedürfnisse vorzunehmen. Schon in wenigen Wochen werden wir in der Lage sein, Ihnen den wie angegossen zu Ihnen passenden Sklavenmenschen zu liefern.

Der Gedanke zu dieser gesellschaftlich absolut notwendigen Innovation kam mir während meiner sehr knapp bemessenen Zeit, die ich mit dem Lesen von Artikeln und Beiträgen In Internetforen verbrachte. Mir fiel auf, daß sich gerade dort zahlreiche Subjekte bewegen, denen den lieben langen Tag nichts anderes einfällt, als ihre Zeit mit dem Veröffentlichen subversiver und gesellschaftsschädigender Bemerkungen zu verplempern. Natürlich fielen mir auch ganz besonders die weniger zahlreichen schwer beschäftigten Berufstätigen auf, die zur Verteidigung unseres Gesellschaftssystems angetreten waren, obwohl ihnen ihre verantwortungsvolle und zeitraubende Tätigkeit eigentlich keinen Spielraum für derart notwendige Interventionen lassen dürfte. Weil es sich aber nach eigenen Angaben der Berufstätigen um ausnahmslos wohlsituierte Damen und Herren handelte, kam mir die Idee, die Bedürfnisse dieser gesellschaftlich unvergleichlich wertvollen Minderheit mit der Pflicht der halbverwahrlosten und arbeitsscheuen Subjekte, sich aus eigener Anstrenung in Brot und Lohn zu setzen, zu verbinden.

Im Zuge derzeitiger Mindestlohn-Debatten und mit der Zustimmung eilends eingerichteten Sklaven-Agenturen wurde nun ein Modell entwickelt, das es uns zum erstenmal in der Geschichte dieses unseren Landes ermöglicht, das ganze arbeitsscheue Gesindel endlich weg von seinen subversiven Tätigkeiten und hin zu einer sinnvollen Beschäftigung zu führen. Wir übernehmen dabei das Konzept der Ein-Euro-Jobs und halten derzeit folgende Vertragspunkte zwischen Sklavengeber (dem zukünftigen Herren) und Sklavennehmer (dem zukünftigen Diener) für gerecht und zwingend notwendig:

1. Der zukünftige Diener hat bei Bedarf seinen Wohnsitz aufzugeben und Quartier in einem der eigens zu diesem Zweck entwickelten mobilen Wohnklos zu nehmen. Diese Quartiere entsprechen den Bestimmungen für die Mindestanforderungen zur Unterbringung eines Bediensteten. Sie messen exakt vier mal vier Meter, sind zwei Meter hoch und enthalten fest installiert alles Lebensnotwendige.

2. Der zukünftige Diener unterliegt der Pflicht zur Weiterbildung, die in hauseigenen Schulungsräumen der jeweils zuständigen Sklaven-Agentur durchgeführt werden. Die Schulungsunterlagen können bei uns eingesehen werden.

3. Der zukünftige Diener verpflichtet sich zu absolutem Gehorsam. Fällt er aus Gründen, die er selbst zu verantworten hat, aus, gibt es weder Geld noch Essensmarken. Bei Ausfällen durch höhere Gewalt, z.B. Krankheit, wird nur die Geldzuwendung gestrichen.

4. Der zukünftige Diener unterschreibt einen Vertrag mit unbestimmter Dauer. Der Vertrag kann nur einseitig vom Dienstherren gekündigt werden. Da wir davon ausgehen, daß zukünftige Dienstherren einen solchen Vertrag nur kündigen, wenn sie mit ihrem Sklaven unzufrieden sind, hat eine Kündigung stets die Streichung finanzieller Zuwendung für mindestens ein Jahr zur Folge. Bei nachweisbarer Fahrlässigkeit des zukünftigen Dieners entfällt die Geldzuwendung gänzlich auf Lebenszeit.

5. Der zukünftige Dienstherr ist berechtigt, jeden beliebigen Empfänger von ALG-II-Transferleistungen für zu verpflichten, ihm auf unbestimmte Zeit treue Dienste zu leisten. Er darf sich aus dem Heer der Arbeitsscheuen selbst einen für ihn geeigneten Sklaven aussuchen.

6. Die zu leistenden Dienste unterliegen keinerlei Einschränkunen. Einzig die Aufforderung zur Mithilfe bei Verbrechen ist untersagt. Der zukünftige Dienstherr kann sich von seinem Sklaven massieren lassen, sich beim Einkleiden helfen lassen, sich Mahlzeiten zubereiten lassen, sich sexuell befriedigen lassen, Einkäufe und Besorgungen erledigen lassen und dergleichen mehr.

7. Weiteren Vorschläge von zukünftigen Dienstherren stehen wir offen gegenüber.

Wir haben aus der Geschichte gelernt, das es in der Regel nur jene Gesellschaften zur immerwährenden Blüte bringen, die sich einer willfährigen und fleißigen Unterschicht sicher sein können. Unser Vorbild war und ist der griechische Staat, der es wie kein anderer verstanden hatte, Sklaventum und Demokratie zu vereinen. Wir wollen nicht unmenschlich sein und die minderwertigen Geschöpfe aus unserer Gesellschaft ausschließen oder sie gar eliminieren. Zu diesem Zweck scheint uns diese Lösung, die wir nun in die Tat umzusetzen begonnen haben, mehr als geeignet. Auch nahmen wir uns die USA als ein abschreckendes Beispiel vor: Wir erkannten, daß zukünftige Armut breiter Bevölkerungsteile zu einem nicht hinnehmbaren Anstieg von Kriminalität führen muß. Gegen die zunehmende Armut sind wir leider machtlos, doch der Verarmung des Staates und somit der Gesellschaft können wir entgegenwirken, indem wir jenen Geschöpfe, die ihre Minderwertigkeit und Arbeitsscheu durch Dauerarbeitslosigkeit ausreichend dokumentiert haben, bereits vor ihrer zukünftigen Straffälligkeit einige Menschenrechte aberkennen. Wir halten dieses Vorgehen für weitaus humaner und im Sinne christlicher Werte vertretbarer als der Verbleib dieser Geschöpfe in Elend und Armut.

Wir hoffen, damit einen Schritt in die richtige Richtung unternommen zu haben und wünschen den zukünftigen stolzen Sklavenbesitzern schon jetzt viel Glück bei ihrer Auswahl und ein zufriedenes Leben.

gezeichnet: Der Direktor Ihrer Bundes-Sklaven-Agentur