30. Mai 2005
Gewalt – eine soziale Krankheit der gesamten Gesellschaft?
Über Gewaltbereitschaft

Gewaltbereitschaft beschreibt die Neigung, ohne zu zögern Gewalt anzuwenden. Eine ethische Grenze (= Hemmschwelle), die jedem Säugetier angeboren ist, Gewalt gegen den eigenen Artgenossen nicht anzuwenden, kann durch Training herabgesetzt werden.

Aus Studien des 2. Weltkrieg ist bekannt, daß Soldaten bewußt menschliche Ziele (= Softtarget) verfehlten. Das amerikanische Militär hat Computerspiele als frei kopierbare Software (= Freeware) entwickeln lassen, um die Gewalthemmschwelle von jugendlichen Freiwilligen herabzusetzen. Das fördert unter Umständen die Gefahr von Gewaltverbrechen (siehe: Bowling for Columbine, siehe Gewaltbereitschaft)

Hemmschwelle beschreibt die Hemmung eines Lebewesens, eine Aktion auszuüben, die gegen das erlernte oder ererbte Verhalten in der sozialen Gruppe gerichtet ist.
(siehe Hemmschwelle)

Gewalt (eine Bildung des althochdeutschen Verbes walten, bzw. waltan – stark sein, beherrschen) bezeichnet von seiner etymologischen Wurzel her das "Verfügenkönnen über innerweltliches Sein". Der Begriff hebt ursprünglich also rein auf das Vermögen zur Durchführung einer Handlung ab und beinhalten kein Urteil über deren Rechtmäßigkeit. Im heutigen Sprachgebrauch wird "Gewalt" dagegen stark wertend verwendet. Eine allgemein akzeptierte Definition des Begriffs gibt es nicht, da seine Verwendung in Abhängigkeit vom spezifischen Erkenntnisinteresse stark variiert. Dieses Fehlen einer belastbaren Definition verursacht insbesondere Probleme bei der statistischen Erfassung von Gewaltdelikten. Assoziierte Termini sind heute vor allem Aggression, Machtmißbrauch, Körperkraft oder Zwang. Gewalt ist in diesem Sinne definiert als Einwirkung auf einen anderen, der dadurch geschädigt wird. Als Gewaltformen werden psychische oder physische, personale oder strukturelle, statische oder dynamische sowie direkte oder indirekte unterschieden. Ein enger, auch als "materialistisch" bezeichneter Gewaltbegriff beschränkt sich auf die zielgerichtete, direkte physische Schädigung einer Person, der weiter gefaßte Gewaltbegriff bezeichnet zusätzlich die psychische bzw. verbale Gewalt, teilweise auch den Vandalismus und in seinem weitesten Sinn die "strukturelle Gewalt".

Eine ausführliche Stellungnahme der Bundesdirektorenkonferenz zur wachsenden Gewaltbereitschaft von Jugendlichen ergab als Hauptursachen der zunehmenden Gewaltbereitschaft vor allem unter Jugendlichen:

Weiterführende Links:

Heidrun Bründel & Klaus Hurrelmann: Zunehmende Gewaltbereitschaft von Kindern und Jugendlichen: Kinder und Jugendliche, die aggressiv werden, spiegeln den Erwachsenen den kulturellen Zustand der Gesellschaft wieder.
Zitat: "Kinder und Jugendliche schlagen heute schon bei nichtigen Anlässen schneller und mitleidloser zu als früher. Besonders beunruhigend ist die schleichend wachsende ganz alltägliche Gewaltbereitschaft unter Schülern, ihr fehlendes Mitgefühl und ihre sinkende Hemmschwelle."

Ein Film von und mit Jugendlichen gegen (r)echte Gewalt

Wie Jugendliche Konflikte gewaltfrei lösen können, vermittelt ein DRK-Projekt.

Impulsive Gewalt- und Aggressionsbereitschaft bei Kindern und Jugendlichen – Zitat:
"Störungen, die mit einer ausgeprägten Aggressivität bei Kindern einhergehen, zählen zu den stabilsten Merkmalen im menschlichen Leben. Über 40 % der Kinder, die heftig und situationsübergreifend – also nicht nur zu Hause, sondern auch im Kindergarten oder Schule, im freien Spielverhalten mit Gleichaltrigen – solche Verhaltensweisen zeigen, behalten diese Schwierigkeiten bis in das Erwachsenenalter hinein. Umgekehrt hat nahezu jedes gewaltsame, impulsive Verhalten im Erwachsenenalter durchgehend diese Störung schon im Kindesalter gezeigt."
In dieser Dokumentation wird ausführlich auf das Phänomen erhöhter Gewaltbereitschaft bei Kindern und Jugendlichen, auf deren Ursachen (Gesellschaftlich, Schule, Familie, ungünstige Temperamentausstattung, Biologische Faktoren, Zusammenhangsgefüge) eingegangen. Am Ende findet sich weiterführende Literatur.

Stellungnahme des Deutschen Kinderschutzbundes Landesverband NRW e.V. zur Anhörung "Bekämpfung von Gewalt als gesamtgesellschaftliche Herausforderung" am 25.6.2002 im Hauptausschuß – Zitat:
"Gewalt bei Kindern und Jugendlichen zu bagatellisieren, wäre falsch. Wir müssen aber genau hinsehen, um Zugänge und Methoden zu finden, wie man Kinder und Jugendliche von Gewaltanwendung abhalten bzw. aus Gewalterfahrungen oder Gewaltmilieus wieder herausholen kann."

Computerspiele fördern Gewaltbereitschaft – Zitat: "Nach Amokläufen wie in Littleton, Colorado 1999 und Erfurt stellt sich die Frage nach den Ursachen für solche Gewaltverbrechen. Die jugendlichen Täter hatten sich in diesen und ähnlichen Fällen zuvor sehr intensiv mit extrem gewaltverherrlichenden Computer- und Videospielen beschäftigt."

Gewalt in Sachsen-Anhalt wächst

Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen allgemeiner Gewaltbereitschaft und rechtsextremen Einstellungen.

Dissertation über Gewaltursachen

Trotz massiver Druckverstärkung auf Extremisten ist Gewaltbereitschaft gestiegen

Aggression ist ansteckend wie Cholera

Studien widerlegen "steigende Jugendkriminalität"

Wie Kinder Gewalt erleben – und anwenden – Sehr ausführliche Darstellung von Wilfried Griebel, Diplom-Psychologe, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Staatsinstitut für Frühpädagogik München

Gewaltbereitschaft und Gewalthandeln von Mädchen und jungen Frauen im jugendgruppenspezifischen Umfeld

Gewalt unter Heranwachsenden – Der präventive Beitrag von Erziehung und Bildung

Gewaltverstärkenden Einfluß von Mädchen in der gewaltpräventiven Arbeit nicht länger vernachlässigen!

Die Liebe zu Krieg und Gewalt – Zur Sozialpsychologie von Kriegsbereitschaft und Terrorismus