Scham
Carola Feist: Die konkrete Sprache der Scham
Neckels Analyse der Scham an Werken Georg Simmels
Datum WS 1998/99 - Veröffentlichung: 01/2001
Veranstaltung: Hauptseminar Scham und Schuld als Kulturmuster
Uni: Universität Freiburg - Kategorie: Hausarbeit
Albert-Ludwigs Universität Freiburg
Hauptseminar: Scham und Schuld als Kulturmuster
Dozent: Prof. Dr. Lutz Ellrich WS 98/99
http://www.hausarbeiten.de/rd/archiv/soziologie/soz-scham.shtml

Bessie Head, Zoë Wicomb, Nadine Gordimer: Scham der Sklaven
Die Rolle der Farbigen ("Coloureds") in der südafrikanischen Literatur
"Weder Scham, noch sein helles Double, die Schuld der Weißen, sind besonders nützliche Ressourcen für eine Zukunft nach der Apartheid," heißt es apodiktisch in einem jüngst erschienenen Buch zur südafrikanischen Literatur zwischen 1970 und 1995. Die hybride Identität der Farbigen (coloureds) im biologischen Sinne, da sie sowohl eine afrikanische als auch eine europäische Genealogie besitzen, erzeugt auf psychischer Ebene Schamgefühle, in der die Scham des Geschlechts mit der Scham des Sklaventums eng verflochten ist. Der Zwang der Eingeborenen am Kap, ihre Unterwerfung durch die weißen Kolonisatoren zu internalisieren und zu verdrängen, wurde durch den gewalttätigen Geschlechtsverkehr zwischen den weißen Herren und den einheimischen Sklavinnen noch bestätigt und verstärkt. Die Nachkommen dieser Vereinigung sind die Farbigen, die sich einerseits von ihrem ursprünglichen Land und ihrer Kultur entfremdet fühlten, andererseits aber auch von der weißen Kolonialgesellschaft nicht als ihresgleichen betrachtet wurden.

Hilge Landweer: Scham und Macht
Phänomenologische Untersuchungen zur Sozialität eines Gefühls
Die vorliegende Arbeit ist die überarbeitete und gekürzte Version meiner vom Fachbereich für Philosophie und Sozialwissenschaften I der Freien Universität Berlin angenommenen Habilitationsschrift. Ihr Entstehen wurde von zahlreichen Personen begleitet und durch interessierte Anteilnahme und institutionelle Vernetzung unterstützt.
Die soziale und moralische Bedeutung von Scham ist in Philosophie, Psychologie und Soziologie unumstritten. Dennoch sind Beschreibung, Analyse und Theorie der Scham von konzeptioneller Klarheit noch weit entfernt. Die vorliegende Untersuchung greift in diese Lage klärend ein.
Der Jachzorn kann durch innere Disziplin des Gemüts noch wohl abgewöhnt werden; aber die Schwäche eines überzarten Ehrgefühls in der Scham läßt sich nicht so leicht wegkünsteln.
(Kant: Anthropologie in pragmatischer Hinsicht, in: Werkausgabe Bd. XII, Frankfurt: Suhrkamp 1991, § 75, S. 592.)

Sighard Neckel: Status und Scham
Zur symbolischen Reproduktion sozialer Ungleichheit
Sighard Neckel, Dr. phil., geb. 1956, ist wissenschaftlicher Assistent am Institut für Soziologie der FU Berlin. Er ist Mitherausgeber des Buches "Anatomie des politischen Skandals" (1989).
Die Scham ist eine Empfindung von großer Profanität. Ihre Anlässe, ihre körperlichen Reaktionen sind uns allen bekannt. Sich zu schämen ist geradezu eine existentielle Grunderfahrung, die von allen Subjekten der Gesellschaft geteilt werden kann. Die Scham gehört zum mentalen Inventar unserer Sozialisation ebenso wie zur Alltagserfahrung des erwachsenen Menschen. "Erröten vor Scham", "in den Boden versinken wollen vor Scham", "die Augen vor Scham niederschlagen"– wir alle kennen die Bedeutung dieser Wendungen buchstäblich am eigenen Leib. Wir versuchen dieser Empfindung des Schämens zu entgehen, sie zu vermeiden oder aber zu verbergen, und doch stellt sie sich immer wieder ein, wobei die Intensität des Gefühls von seiner Häufigkeit durchaus unabhängig sein kann. Die Scham "brennt" von innen her und ihre Flammen lodern noch in uns, wenn der eigentliche Feuerherd längst schon verglimmt ist. Wir können nicht vergessen, wo, wann, wofür und vor wem wir uns einmal geschämt haben, und alle Erinnerung steigt in uns auf, geraten wir wiederum in jenes, unser Selbst verzehrendes Gefühl, das uns die Würde nimmt. Sich zu schämen ist für jeden einzelnen eine tragische Erfahrung. Wer sich schämt, verachtet sich, der ist sich selbst fremd geworden, und Fremdheit schlägt ihm entgegen, wurde er von und vor anderen beschämt. Das Vertrauen und die Sicherheit in der Welt versinken mit der eigenen Selbstachtung und selten empfinden wir Gesellschaft so intensiv als emotionale Last, als wenn wir uns geschämt haben.