Philosophie

Friedrich Nietzsche

Immanuel Kant

Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Platon

Epikur: Brief an Menoikeus
Wenn wir also sagen, daß die Lust das Lebensziel sei, so meinen wir nicht die Lüste der Wüstlinge und das bloße Genießen, wie einige aus Unkenntnis und weil sie mit uns nicht übereinstimmen oder weil sie uns mißverstehen, meinen, sondern wir verstehen darunter, weder Schmerz im Körper noch Beunruhigung in der Seele zu empfinden. Denn nicht Trinkgelage und ununterbrochenes Schwärmen und nicht Genuß von Knaben und Frauen und von Fischen und allem anderen, was ein reichbesetzter Tisch bietet, erzeugt das lustvolle Leben, sondern die nüchterne Überlegung, die die Ursachen für alles Wählen und Meiden erforscht und die leeren Meinungen austreibt, aus denen die schlimmste Verwirrung der Seele entsteht.

Buckminster Fuller: Bedienungsanleitung für das Raumschiff Erde
Unser Gehirn hat es ausschließlich mit Spezialfall-Erfahrungen zu tun. Nur unser Verstand ist fähig, die allgemeinen Prinzipien zu erfassen, die ausnahmslos jedem Fall von Spezial-Erfahrung zugrunde liegen und die, haben wir sie erst einmal entdeckt und beherrschen wir sie, uns eine erkennbare Überlegenheit verleihen.

Colin Wilson: Der Outsider
Eine Diagnose des Menschen unserer Zeit
Der in den Slums von London herangewachsene Colin Wilson war 7 Jahre alt, als sich die Menschheit in den zweiten Weltkrieg einzutreten anschickte, der auf der Oberfläche noch als ein Kampf zwischen zwei Machtgruppen um die politische Endherrschaft aufgefaßt werden konnte. ... In einer solchen Zeit schreibt ein Amateur ohne wissenschaftliches Training sein Buch vom nicht angepaßten Menschen, der manchmal bewußt, manchmal auch nur dumpf entschlossen ist, seine Existenz nicht von den sozialen Bedingungen und den geistigen Konventionen seiner Zeit bestimmen zu lassen, sondern sie mehr oder minder gewaltsam zu durchbrechen. Nur ein Amateur, im guten Sinn des Wortes, der sich in ein paar hektischen Jahren ein Bild der Menschheit zusammenliest, wie es sich in den Werken ganzer und halber Genies widerspiegelt, konnte die Naivität aufbringen, gewisse philosophische Fragen, die die Menschheit zu allen Zeiten bewegt haben, so zu stellen, als wären sie vor ihm überhaupt noch nicht ernsthaft gestellt worden.

Hannah Arendt: Wahrheit und Lüge in der Politik
Zwei Essays
Der Gegenstand dieser Überlegungen ist ein Gemeinplatz. Niemand hat je bezweifelt, daß es um die Wahrheit in der Politik schlecht bestellt ist, niemand hat je die Wahrhaftigkeit zu den politischen Tugenden gerechnet. Lügen scheint zum Handwerk nicht nur des Demagogen, sondern auch des Politikers und sogar des Staatsmannes zu gehören ... Ist schließlich nicht Wahrheit ohne Macht ebenso verächtlich wie Macht, die nur durch Lügen sich behaupten kann? Dies sind unbequeme Fragen, aber sie ergeben sich notwendig aus unseren landläufigen Meinungen in dieser Sache.

Descartes: Abhandlung über die Methode richtig zu denken
... und die Wahrheit in den Wissenschaften zu suchen
Der gesunde Verstand ist das, was in der Welt am besten vertheilt ist; denn Jedermann meint damit so gut versehen zu sein, dass selbst Personen, die in allen anderen Dingen schwer zu befriedigen sind, doch an Verstand nicht mehr, als sie haben, sich zu wünschen pflegen. Da sich schwerlich alleWelt hierin täuscht, so erhellt, dass das Vermögen, richtig zu urtheilen und die Wahrheit von der Unwahrheit zu unterscheiden, worin eigentlich das besteht, was man gesunden Verstand nennt, von Natur bei allen Menschen gleich ist, und dass mithin die Verschiedenheit der Meinungen nicht davon kommt, dass der Eine mehr Verstand als der Andere hat, sondern dass wir mit unseren Gedanken verschiedeneWege verfolgen und nicht dieselben Dinge betrachten.

Epiktet: Handbüchlein der stoischen Moral (Encheiridion)
Einige Dinge sind in unserer Gewalt, andere nicht. In unserer Gewalt sind: Meinung, Trieb, Begierde, Widerwille: kurz: Alles, was unser eigenes
Werk ist. - Nicht in unserer Gewalt sind: Leib, Vermögen, Ansehen, Ämter, kurz: Alles, was nicht unser eigenes Werk ist.

Einstein, Freud, Asimov: Warum Krieg?
Mit einem Essay von Isaac Asimov
Es gäbe genug Geld, genug Arbeit, genug zu essen, wenn wir die Reichtümer der Welt richtig verteilen würden, statt uns zu Sklaven starrer Wirtschaftsdoktrinen oder -traditionen zu machen. Vor allem aber dürfen wir nicht zulassen, dass unsere Gedanken und Bemühungen von konstruktiver Arbeit abgehalten und für die Vorbereitung eines neuen Krieges mißbraucht werden. Ich bin der gleichen Meinung wie der große Amerikaner Benjamin Franklin, der sagte: es hat niemals einen guten Krieg und niemals einen schlechten Frieden gegeben.

Sprachkritik

John H. Burgess: Etikettieren von Geisteskrankheiten – eine fragwürdige Methode
Wir müssen ganz energisch neue und funktionsgerechte Alternativen zu den Etikettierungsmethoden im Bereich der Geisteskrankheiten suchen.

Hubert Schleichert:
Wie man mit Fundamentalisten diskutiert, ohne den Verstand zu verlieren

Anleitung zum suversiven Denken
Argumentieren ist eine fundamentale Tätigkeit des Menschen: Er versucht, mit den Mitteln der Sprache seine Mitmenschen für seine Position, seine Thesen, zu gewinnen. Manchmal gelingt das, oft mißlingt es; aber selbst in Fällen, wo der Mißerfolg von vorneherein abzusehen ist und die historische Erfahrung die argumentierende Auseinandersetzung als hoffnungslos erscheinen läßt – in den großen ideologischen oder religiösen Kontroversen, finden sich immer wieder Versuche dazu, sozusagen auf Hoffnung, wo nichts zu hoffen ist. Wie ist das noch zu begreifen? Es ist die Absicht dieses Buches, nach Bereitstellung der nötigen methodischen Mittel ein wenig Licht in diese logisch dunkle Ecke zu werfen. Eine Untersuchung über das Argumentieren wird dem Leser kaum etwas völlig Neues bringen – jedermann argumentiert ja tagtäglich. Eine solche Untersuchung kann nur Strukturen und Eigentümlichkeiten von Argumentationen deutlicher zu Bewußtsein bringen, den kritischen Blick schärfen und – leider – auch einige Illusionen über die Macht von Argumentationen zerstören.

 

Über Dummheit

Manfred Koch-Hillebrecht: Der Stoff, aus dem die Dummheit ist Auszüge
Eine Sozialpsychologie der Vorurteile
Dieses Buch befaßt sich mit dem, was man häufig abwertend als "Meinung der Leute" bezeichnet. Koch untersuchte die Vorurteile gegenüber Frauen, Kindern, der Jugend, dem Alter, gegenüber Fremden, Bayern und Preußen, den Ober- und Unterschichten. Er zeigt die Vorurteilsstruktur der Massenmedien, der Operette und des Märchens. Die Abwehrreaktion gegenüber der Bedrohung durch den Tod wird als Wurzel der Vorurteilsbildung und das Verstehen als wichtigste Form ihrer Überwindung aufgewiesen.

Lutz Walther: Lob der Dummheit Auszüge
Dummheit ist nicht das Gegenteil von Klugheit. Dummheit ist nicht einfach ein Mangel an Intelligenz oder, wie Kant meint, ein "Mangel an Urteilskraft". Vermeintliche Dummheit ist zuweilen gar ein Indiz für höhere Intelligenz. Die Geistesgeschichte bietet eine Menge Beispiele für auf den ersten Blick dumme, einfältige oder törichte Menschen, die eigentlich liebevoll, menschlich, verschlagenbauernschlau oder einfach gütig, demütig und gottesfürchtig sind. Und dann gibt es das Phänomen der sogenannten reflektierten oder gebrochenen Dummheit. Hier treffen wir auf Menschen, die genau wissen, daß sie nicht dumm sind, aber – ob Sokrates oder Hofnarr – aus bestimmten Gründen so erscheinen wollen. Lutz Walther versammelt philosophische und literarische Kabinettstücke zum Thema.

André Glucksmann: Die Macht der Dummheit
Dieses Buch erschien in Frankreich, als der Präsident der Vereinigten Staaten gerade mit einem Deutschlandbesuch den vierzigsten Jahrestag der Niederlage des Naziregimes beging. Eine schönere Einführung in die Macht der Dummheit, die auf den Begriff zu bringen ich mir vorgenommen habe, läßt sich schwerlich erdenken. Man braucht die gute Absicht des Präsidenten und seiner europäischen Ratgeber gar nicht in Frage zu stellen, er tat, was man von ihm erwartete, er gewährte, was man von ihm begehrte, und erfüllte die Wünsche der Anwesenden, wo immer er hinkam. Im ehemaligen Konzentrationslager Bergen-Belsen rief er beschwörend, wie es sich gebührt: Don‘t forget, vergessen wir es nicht. Auf dem Soldatenfriedhof Bitburg, wo, neben anderen Toten, auch Rekruten der Waffen-SS liegen, bedeutete er: forgive, und seine so umstrittene Gegenwart dort schien eine blutige Vergangenheit dem Vergessen anheimzugeben. Als er sich am Tag darauf an die "deutsche Jugend" wandte, tat er, was jeder politische Entscheidungsträger tut, seitdem Athen die Demokratie und die Demagogie gleichzeitig erfunden hat: er appellierte an die junge Generation, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Für sich genommen, mochte jede Zeremonie schicklich und neutral erscheinen. Zusammen ergaben die drei eine ebenso unglaubliche wie erbärmliche Kakophonie.

Robert Musil: Über die Dummheit
Vortrag auf Einladung des österreichischen Werkbunds
gehalten in Wien am 11. und wiederholt am 17. März 1937
Einer, so sich unterfängt, über die Dummheit zu sprechen, läuft heute Gefahr, auf mancherlei Weise zu Schaden zu kommen; es kann ihm als Anmaßung ausgelegt werden, es kann ihm sogar als Störung der zeitgenössischen Entwicklung ausgelegt werden. Ich selbst habe schon vor etlichen Jahren geschrieben: "Wenn die Dummheit nicht dem Fortschritt, dem Talent, der Hoffnung oder der Verbesserung zum Verwechseln ähnlich sähe, würde niemand dumm sein wollen." Das ist 1931 gewesen; und niemand wird zu bezweifeln wagen, daß die Welt auch seither noch Fortschritte und Verbesserungen gesehen hat! So entsteht allmählich eine gewisse Unaufschieblichkeit der Frage: Was ist eigentlich Dummheit?

Barbara Tuchman: Die Torheit der Regierenden
Die gesamte Geschichte, unabhängig von Zeit und Ort, durchzieht das Phänomen, daß Regierungen und Regierende eine Politik betreiben, die den eigenen Interessen zuwiderläuft. In der Regierungskunst, so scheint es, bleiben die Leistungen der Menschheit weit hinter dem zurück, was sie auf fast allen anderen Gebieten vollbracht hat. Weisheit, die man definieren könnte als den Gebrauch der Urteilskraft auf der Grundlage von Erfahrung, gesundem Menschenverstand und verfügbarer Information, kommt in dieser Sphäre weniger zur Geltung und ihre Wirkung wird häufiger vereitelt, als es wünschenswert wäre. Warum agieren die Inhaber hoher Ämter so oft in einer Weise, die der Vernunft und dem aufgeklärten Eigeninteresse zuwiderläuft? Warum bleiben Einsicht und Verstand so häufig wirkungslos?

Alex Brabandt: Glück als Narkosevorgang im Pendel der Schmerz-Langeweile-Ambivalenz
ehemals zu finden unter: http://www.rrz.uni-hamburg.de/philsem/projekte/Pendel.html
doch inzwischen leider gesperrt ... Ästhetisches Erleben und theologisches oder moralisches Rechtfertigungsdenken sind zwei sich gegenseitig ausschließende Grundtypen menschlicher Welteinstellung. (...) Der Gebrauch des Wortes "ästhetisch" ist nur dort möglich, wo logische Gründe, wie sie in Rechtfertigungszusammenhängen gefordert sind, nicht den Ausschlag geben.

Erasmus von Rotterdam: Das Lob der Torheit
Eine Lehrrede; Titel der lateinischen Ausgabe: Moriae Encomium (1509/1512)
Wie abschätzig auch immer die Sterblichen überall über mich reden mögen – denn ich weiß genau, in welch schlechtem Ruf die Torheit sogar bei den ärgsten Toren steht –, so bin doch ich es, ich allein, behaupte ich, die durch meine Macht Götter und Menschen heiter zu stimmen vermag. Und hier gleich ein schlagender Beweis: Kaum hatte ich mich vor dieser so vielköpfigen Versammlung zu Wort gemeldet, erstrahlten plötzlich die Gesichter aller in einer geradezu unerhörten und ungewohnten Heiterkeit. Eure Stirnfalten glätteten sich im Nu, und euer vergnügtes und gefälliges Lachen bekundet mir euren Beifall, so daß ihr mir, so zahlreich ich euch hier anwesend sehe, wie die homerischen Götter von Nektar und Nepenthes trunken erscheint, während ihr doch vorhin noch betrübt und besorgt dasaßet, als wäret ihr gerade erst aus der Höhle des Trophonios zurückgekommen. Wie die erste Morgensonne ihr schönes und goldenes Antlitz der Erde zeigt oder nach einem garstigen Winter ein neuer Frühling mit schmeichelnden Lüften sie belebt, alsbald in alle Dinge ein neues Aussehen, neue Farbe und in jeder Beziehung Jugendfrische zurückkehrt, so haben sich eure Züge sofort verwandelt, wie ihr mich erblickt habt. Was sonst nämlich bedeutende Redner mit einer ausufernden und in langen Nächten ausstudierten Rede kaum je erreichen können, das habe ich allein auf der Stelle durch mein Erscheinen zuwege gebracht.